Bisher tappte die Wissenschaft im Dunkeln auf der Suche nach der Ursache für chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Doch nun ist es Ernährungsforschern der Technischen Universität München anhand eines Mausmodells gelungen, einen weiteren Schritt zur Lösung dieses Geheimnisses gelungen. Sie entdeckten in dieser Versuchsreihe, dass ein Protein, das in den Zellen der Darmschleimhaut zu Hause ist, einer der Verursacher der Erkrankungen ist.

Knapp vier Millionen Menschen auf dem ganzen Globus leiden an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, kurz CED. Die bekanntesten von ihnen sind Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Diese treten dann auf, wenn das Immunsystem nicht normal auf Bakterien reagiert, die im Darm zu Hause sind. Eine solche Überreaktion tritt dann auf, wenn die Darmschleimhaut gereizt ist, so dass diese Stress empfindet und nicht mehr wie gewohnt arbeitet.

Dies ist dann der Fall, wenn die Zelle Proteine nicht richtig verarbeitet und die so genannte „unfolded protein response“ (UPR), eine Reihe in der Zelle auftretender Signale, nicht korrekt arbeitet. So kann die UPR die Zelle nicht vor Stress schützen und deren Beeinträchtigung endet meist in Entzündungen und später im Zelltod. Ferner wird auch die Darmschleimhaut in Mitleidenschaft gezogen – die Vorstufe einer chronischen Krankheit.

Die UPR wird von einem weiteren Protein, dem „C/EBP homologe Protein“, kurz CHOP, in Gang gebracht, weshalb Wissenschaftler diesen Eiweißstoff genauer untersucht haben. Ebenso wie deren Bedeutung für die Entstehung chronischer Krankheiten im Darmbereich. Forscher der der Technischen Universität München, Universität Erlangen sowie der University of North Carolina beteiligten sich an einem richtungsweisendem Versuch: In einem Mausmodell wurde die DNA der Tiere so manipuliert, dass die Darmepithelzellen mehr Proteine produzierten. So kamen sie zu der Erkenntnis, dass sich geschädigte Zellen schwerer regenerieren. Zudem waren die Mäuse hernach deutlich anfälliger für eine Entzündung des Darms. Etwas überraschend war CHOP jedoch nicht für den Zelltod verantwortlich, sondern ließ insbersondere keine Zellteilung mehr zu und behinderte die Regeneration der Schleimhaut.

Dieser Versuch zeigte zum wiederholten Male, dass die UPR-Signalreihe funktionieren muss, um eine gesunde Darmschleimhaut zu aufrecht zu erhalten. Ist diese geschädigt, was besonders durch Infektionen bedingt wird, ist eine chronische Erkrankung nicht mehr weit und die Schutzfunktion des Darmepithels merklich beeinträchtigt.