Schwere Darmerkrankungen schädigen die Darmflora. Eine Stuhltransplantation mit Fäkalbakterien kann zur Heilung beitragen und die Darmtätigkeit wieder ins Gleichgewicht bringen.

Bakterien sind nicht immer Krankheitserreger, die ausgemerzt werden müssen, um Infektionen zu heilen. Sie sind beispielsweise ein wichtiger Bestandteil im Verdauungstrakt. Die Darmflora kommt für den Verdauungsprozess ohne Bakterien nicht aus. Bei entzündlichen Darmerkrankungen wird sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Um die Folgen auszugleichen und die Darmgesundheit wieder herzustellen, eignet sich ein Darmfloratransfer. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um eine Stuhltransplantation, bei der fremde Fäkalbakterien in den Darm des Erkrankten übertragen werden.

Darmfloratransfer bei Morbus Crohn und Reizdarm
Martin Storr, Professor für Innere Medizin und Gastroenterologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München hat gute Erfahrungen mit Darmfloratransfers gemacht. Er ist der Ansicht, dass dieses Verfahren sogar bei chronischen Darmerkrankungen wie Reizdarm oder Morbus Crohn erfolgreich angewendet werden könne. Wenngleich es noch keine empirischen Studien dazu gibt, könne er aus seiner Erfahrung heraus und anhand der Ergebnisse aus kleineren Fallstudien sagen, dass der Darmfloratransfer zu einer deutlichen Abmilderung des Krankheitsbildes bei chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Reizdarmsyndrom führe. Storr hatte im April 2014 einen Patienten mit chronischem Reizdarmsyndrom mit einer Stuhltransplantation behandelt. Schon kurz danach waren die Beschwerden deutlich reduziert. Ob der Erfolg langfristig anhält, muss abgewartet werden.

Clostridien-Infektionen wirksam behandeln
In der Regel werden Stuhltransplantationen dann vorgenommen, wenn es sich um wiederkehrende Infektionen mit dem Bakterium Clostridium difficile handelt. Durch eine längere Antibiotika-Einnahme kann sich dieser in geringen Mengen im gesunden Darm existierende Keim explosionsartig vermehren und schwere Darminfektionen auslösen. Er produziert Giftstoffe, die den Darm so sehr schädigen, dass es zu einem entzündlichen Prozess mit Durchfall und Fieber kommt, meist von schmerzhaften Bauchkrämpfen begleitet. Mitunter kann sogar die Darmschleimhaut völlig zerstört werden, was zu lebensbedrohlichen Wundauflagerungen im Darm und blutigen Durchfällen führt. Diese Erkrankung wird „pseudomembranöse Enterokolitis“ genannt. Die Behandlung von Clostridien-Infektionen durch eine Stuhltransplantation ist wenig belastender und erfolgreicher als andere Methoden. Die stellvertretende Leiterin des Studienzentrums II für Infektiologie der Uniklinik Köln, Dr. Maria Vehreschild, gibt dem Transfer von fremden Fäkalbakterien den Vorzug vor einer Therapie mit Antibiotika, die immer noch in 15 bis 20 Prozent der Fälle von Clostridien-Infektionen eingesetzt werden. Diese Antibiotika können nämlich die Darmflora weiter schädigen. Dr. Vehreschild erklärt, dass das Transplantieren von gesunder Darmflora in einen erkrankten Darm bakterielle Fehlbesiedlungen ausgleicht, weil sich die gesunde Darmflora ausbreitet.

Wer als Spender in Frage kommt und wie die Transplantation funktioniert
Als Spender der Darmflora kommen nur Menschen in Frage, die gesund sind und keine akute Infektion haben. Es können sowohl Verwandte als auch wildfremde Leute sein. Eine wichtige Voraussetzung ist ein gesunder Darm und dass in den vergangenen sechs Monaten keine Antibiotika eingenommen wurden. Bevor es zu einem Transfer von Fäkalbakterien kommt, werden die Spender untersucht, ob sie eventuell an HIV und Hepatitis leiden oder ob sie sich eine Salmonellose zugezogen haben. Ist das alles ausgeschlossen, wird der gespendete Stuhl mit einer isotonischen Kochsalzlösung verflüssigt und bisweilen mit Milch angereichert. Diese Lösung wird beim Erkrankten entweder bei einer Dickdarmspiegelung auf die Schleimhaut übertragen oder über eine Nasensonde eingeführt, die bis zum Darm reicht.