Unser Darm beherbergt zahlreiche Bakterien. Ohne Sie würde unser Verdauungsapparat nicht funktionieren. Dass auch Viren zur Darmgesundheit beitragen können, wollen nun amerikanische Forscher herausgefunden haben.

Eine Studie der Universität New York hat kürzlich zu Tage gebracht, dass zumindest bei Mäusen bestimmte Viren positive Auswirkungen auf die die Darmflora haben können, besonders dann, wenn die Darmtätigkeit durch Antibiotika negativ beeinflusst wurde. In der Fachzeitschrift „Nature“ wird ausführlich darüber berichtet. Demnach deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass Viren ähnlich nützlich sein könnten wie symbiotische Darmbakterien, wo eine typischen Win-Win-Situation zu beobachten ist.

Mikroben als Schutzschirme

Laut „Nature“ und dem Portal Nachrichten.de hat die Forschergruppe um die Mikrobiologin Elisabeth Kernbauer herausgefunden, dass bestimmte Viren ähnlich positiv wirken wie die nützlichen Darmbakterien, die für eine gute Darmflora sorgen. Bisher waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Viren im Darm eher als wirkungslos oder schädlich anzusehen seien. Im Tierversuch hatte das Forscherteam der Uni New York zwei Gruppen von Mäusen mit dem Norovirus infiziert. Die eine war mit Antibiotika konfrontiert worden, was zu einer Beeinträchtigung der Darmflora geführt hatte. Die zweite Gruppe Mäuse waren durch eine entsprechende Züchtung völlig ohne Darmflora ausgestattet.

Noroviren stärken den Darm und steigern die Anzahl der B- und T-Zellen

Nach der Infektion der Mäuse durch den Norovirus hatten die Wissenschaftler Erstaunliches festgestellt: Nicht nur die Dicke der Darmzotten soll zugenommen haben, auch die Zahl der B- und T-Zellen soll gestiegen sein. Gerade diese Zellen sind bedeutend für die Immunabwehr. Dieses Ergebnis führe zu dem Schluss, dass die Viren die Schäden ausgleichen, die durch fehlende Darmbakterien oder eine gestörte Darmflora entstanden seien. Um zu überprüfen, wie weit diese positiven Auswirkungen reichen, wurden die die Mäuse mit einer Chemikalie konfrontiert, die den Darmtrakt schädigt. Dabei sollen die Wissenschaftler laut „Nature“ beobachtet haben, dass die mit Noroviren infizierten Mäuse eine höhere Überlebenschance hatten. Die Studie gilt als ein möglicher Anhaltspunkt dafür, dass es neben Bakterien auch nützlich symbiotische Viren im Darmtrakt von Säugetieren gibt.

Texanische Wissenschaftler kommentieren

Kommentiert wird das Studienergebnis der Kollegen aus New York von den Mikrobiologen Yao Wang und Julie Pfeiffer von der University of Texas in Dallas. Sie berichten, dass es bereits Erkenntnisse darüber gibt, dass Herpesviren bakterielle Infektionen verhindern können. Es seien allerdings weitere Untersuchungen erforderlich, um zu klären, ob die Noroviren nur eine vorübergehende Verbesserung auslösten oder auf Dauer für eine ausgewogene Darmflora sorgten und ob Darmviren probiotisch eingesetzt werden könnten. Die texanischen Wissenschaftler ergänzen im Bericht von Nachrichten.com, dass bei Menschen mit Darmentzündungen in einigen Fällen eine Stuhl-Transplantation erfolgreich gewesen sei und dies möglicherweise damit im Zusammenhang stehe, dass sich im Spenderstuhl Viren befunden hätten.

Quelle: www.nachrichten.de